Marienverein des BRK Coburg
Die Arbeit der Marienvereine ist die Basis und ein integrativer Bestandteil der heutigen Versorgung der Bevölkerung in Stadt und Landkreis Coburg im Bereich der ambulanten Pflege. Neben den technischen Verrichtungen der Pflege, welche durch examinierte Mitarbeiter der Sozialstationen durchgeführt werden, übernehmen die Marienvereine im Rahmen von geselligen Veranstaltungen und Besuchsdiensten die psychosoziale Betreuung der Patienten. Dieser Komponente der Pflege und Betreuung kommt durch die Strukturveränderungen in diesem Landkreis eine immer größer werdende Bedeutung zu.
Die Mitglieder der Marienvereine bilden ca. 80 % des Mitgliederstammes des BRK-Kreisverbandes Coburg. Sie leisten durch die Zahlung der Hälfte des Mitgliedsbeitrages an den Kreisverband einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung der ehrenamtlichen Arbeit der Bereitschaften und Wasserwachten. Ebenso werden die Aus- und Fortbildungen der Sanitäter und die Beschaffung und Instandhaltung von Fahrzeugen und Ausrüstungsgegenständen der Kreisbereitschafts- und Kreiswasserwachtleitung mit diesen Beiträgen bestritten.
Chronik
Auf Anstoß der Gattin Kaiser Wilhelms I der Kaiserin Auguste wurden bereits ab dem Jahre 1866 im Königreich Bayern 252 Männer- und 220 Frauenvereine gebildet, die sich nicht nur der Versorgung von Kriegsverwundeten, sondern auch kranker Menschen im Zivilleben widmeten. Diese Vereine führten den Namen „Vaterländische Frauenvereine“.
Der Mangel an geschulten Krankenpflegerinnen im Coburger Land veranlasste Herrn Landrat Albert Schmidt im Jahre 1899 in einer Denkschrift die Gründung eines „Vereins für ländliche Kranken- und Wohlfahrtspflege in den Landorten und Landstädten des Herzogtums Coburg“ anzuregen. Insbesondere Lehrer und Pfarrer unterstützten diese Initiative.
Am 22. Januar 1900 wurde in der Coburger Aktienbierhalle der „Marienverein, Verein für Kranken- und Wohlfahrtspflege“ in den Landorten und Landstädten des Herzogtums Coburg gegründet. Er umfasste die 138 Landgemeinden des Landratsamtsbezirks Coburg und die Landstädte Neustadt, Rodach und Königsberg i.F.
Das Herzoghaus unterstützte dieses Bestrebungen. Deshalb übernahm Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha die Schirmherrschaft und übertrug dem Verein ihren Namen.
Da es sich ähnlich wie heute sehr schwer gestaltete ausgebildete Krankenschwestern zu finden, wurde zunächst der Versuch unternommen, das Landkrankenhaus zum Errichten einer Schwesternschule zu bewegen. Dies wurde jedoch durch den Direktor des Landkrankenhauses abgelehnt mit der Begründung, dass hierzu die Bindung an einen Verein erforderlich sei.
Der Marienverein unternahm nun eigene Anstrengungen: Er gliederte sich am 28. Januar 1901 als Bezirksverband in den vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz ein. Die örtlichen Marienvereine wurden damit Zweigvereine des Frauenvereins. Seine ursprünglich evangelische Prägung musste der Verein als Rotkreuz-Verband jedoch aufgeben. Im Anschluss gründete der Marienverein ein eigenes Mutterhaus für Schwestern, welches dem „Verband Deutscher Krankenpflegeanstalten vom Roten Kreuz“ angeschlossen wurde und die Aufgabe der Ausbildung von Schwestern hatte.
Jedem Kirchspiel wurde sodann eine Schwester zugeteilt, die aus den Mitgliedsbeiträgen entlohnt wurde.
Im Jahr 1921 wurden in Bamberg die Rotkreuz-Landesvereine und Landesfrauenvereine zum Deutschen Roten Kreuz e. V. zusammengefasst. 1937 fand im Rahmen der „Gleichschaltung“ eine Auflösung aller Rotkreuz-Organisationen in Deutschland statt. Es gab nur noch ein Deutsches Rotes Kreuz. Im Jahre 1938 wurden dann auch die Marienvereine wie folgt umbenannt: DRK-Kreisverband Coburg, Ortsgemeinschaft XYZ.
Nach Kriegsende wurde das Bayerische Rote Kreuz als Körperschaft des öffentlichen Rechts neu erlassen. Auch die Marienvereine fanden ab 1946 wieder zu ihrer Arbeit zurück. Viele Marienvereine beschäftigten Schwestern und stellten die Versorgung der Pflegebedürftigen und Kranken im Landkreis Coburg sicher.